Überwachung des europäischen Energiemarktes – „Koordiniertes Vorgehen wichtig“

Auf einer Konferenz in Wien beschäftigen sich heute mehr als 130 internationale Experten mit der Umsetzung der EU-Verordnung zur Kontrolle des europäischen Energiemarktes. Besonders wichtig sei ein koordiniertes Vorgehen zwischen den einzelnen Ländern.

Seit Dezember 2011 ist die EU-Verordnung über die „Integrität und Transparenz des Energiemarkts“ (REMIT) in Kraft. Erstmals wird damit der europäische Strom- und Gashandel europaweit überwacht, Marktverstöße wie Insiderhandel und Marktmanipulation sind seither verboten. An der konkreten Umsetzung der EU-Verordnung wird noch intensiv gearbeitet. Auf einer Konferenz in Wien tauschen sich heute, Mittwoch, den 30. Mai 2012, mehr als 130 internationale Experten, Regulatoren und Marktteilnehmer untereinander aus und diskutieren gemeinsam weitere Schritte. „Die Veranstaltung ist ein wichtiger Baustein für eine einwandfreie Umsetzung von REMIT“, unterstrich Walter Boltz, Vorstand des österreichischen Energieregulators E-Control, die Bedeutung der heutigen Konferenz. Besonders wichtig sei ein koordiniertes Vorgehen zwischen den einzelnen Ländern. Die heutige Konferenz leiste dazu einen wesentlichen Beitrag.

Entscheidung für europäischen Weg goldrichtig

„Die Energiemärkte sind in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewachsen. Seit der Liberalisierung haben sich die Handelsvolumen von Strom und Gas vervielfacht“, erläuterte Boltz. Ein derart wachsender und stark vernetzter Markt benötige eine entsprechende Regulierung. „Die Entscheidung für einen europäischen Weg war goldrichtig. Anstelle einzelner nationaler Regulierungsversuche bietet REMIT ein gemeinsames europäisches Regelwerk, das maßgeschneidert für den Energiegroßhandel ist“, betonte Boltz, der gleichzeitig Vizepräsident von ACER, der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden, ist. ACER ist im Auftrag der Europäischen Union für die Überwachung des Energiehandels zuständig.

Spezifische Regelung nötig

„Der Energiemarkt ist komplett unterschiedlich zum Finanzmarkt“, betonte Simon Smith von Argus Media, einem der führenden Anbieter von Preisbewertungen im Energiemarkt. Daher benötige es eine spezifische Regelung für diesen Bereich. Über die Erfahrungen in der Umsetzung von REMIT in den nordischen Ländern berichtete Christian Johan Giswold von Nord Pool Spot, einer der größten Energiehandelsplattformen Europas. Laut Giswold seien funktionierende Systeme zur Veröffentlichung von Insiderinformation wichtig, um den regulären Handel normal weiterführen zu können. Er verweist darauf, dass Marktmanipulationen auch dann als Manipulationen gelten, wenn diese ohne böswillige Absicht bzw. ohne Profitinteresse passieren. „Händler müssen deshalb sehr vorsichtig sein“, so Giswold. Den weiteren Zeitplan für die Umsetzung von REMIT erläuterte Andràs Hujber von der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission. Der Beschluss der Umsetzungsgesetzgebung solle Mitte 2013 erfolgen, das Datenreporting durch ACER solle Anfang 2014 starten.