2. Energie-Dialog der E-Control 2011

Direktor der europäischen Energieregulierungsagentur ACER Alberto Pototschnig unterstreicht Wichtigkeit eines europäischen Binnenmarktes

  • Presseaussendung, am 7.12.2011

    2. Energie-Dialog der E-Control 2011

    Direktor der europäischen Energieregulierungsagentur ACER Alberto Pototschnig unterstreicht Wichtigkeit eines europäischen Binnenmarktes

Am Mittwoch, 7. Dezember 2011, fand der zweite Energie-Dialog der E-Control mit Alberto Pototschnig, dem Direktor von ACER statt. Als Teil des 3. Energieliberalisierungspakets hat die EU eine eigene Regulierungsagentur geschaffen, die die Zusammenarbeit der nationalen Regulierungsbehörden bei grenzüberschreitenden Aufgaben koordiniert: ACER, kurz für „Agency for the Cooperation of Energy Regulators“ (Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden), mit Sitz in Laibach/Slowenien hat am 3. März 2011 formell ihre Tätigkeit aufgenommen. Als ACERs erster Direktor wird Alberto Pototschnig nach Besetzung aller Stellen ein Team von 60 Mitarbeitern leiten und über ein Budget von sieben Millionen Euro verfügen. Bei seinem Besuch in Wien gab Pototschnig einen detaillierten Überblick über die Tätigkeiten, Aufgaben und die ersten Ergebnisse nach einem halben Jahr Arbeit.

„Die Neukoordinierung via ACER bringt für Österreich viele Vorteile mit sich.“, hält Gastgeber, E-Control Vorstand DI Walter Boltz fest. Und weiter: „Zum einen durch den Grundsatz, dass ein Mitgliedstaat einer Stimme entspricht. Der Einfluss von kleinen Mitgliedstaaten wie Österreich ist dadurch genauso stark wie jener der großen. Vorteile ergeben sich zudem durch den koordinierten Netzausbau, der eine Verbesserung des Energietransports bewirkt. Für den Konsumenten bedeutet dies ein verstärktes Maß an Versorgungssicherheit, für die Markteilnehmer, dass die Energie im Ausland leichter absetzbar wird.“

Vorrangiges Ziel: Schaffung eines europäischen Binnenmarktes

„Das Ziel der Arbeit von ACER ist die Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes für Strom und Gas.“, unterstreicht Alberto Pototschnig. Und weiter: „In Zukunft soll eine breite Palette von rechtsverbindlichen Marktregeln den grenzüberschreitenden Strom- und Gasmarkt sicherer, effizienter, transparenter und einfacher gestalten.“ Hierzu erarbeiten die europäischen Verbände der Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E für Strom und ENTSOG für Gas) Netzwerkkodizes auf Basis von Rahmenleitlinien, die wiederum von ACER erstellt werden. Bei der Arbeit an den Rahmenleitlinien geht es also darum, in Konsultation mit den Marktteilnehmern und in Abstimmung mit der Europäischen Kommission das Fundament für die zukünftigen Binnenmarktregeln zu legen. Rechtskraft erlangen die von den ENTSOs ausgearbeiteten Kodizes letztendlich nach einem durch die Europäische Kommission eingeleiteten Komitologieverfahren.

Daneben kommen ACER auch Monitoringaufgaben zu, insbesondere was Endkundenpreise von Strom und Erdgas, den Zugang zu den Netzen und die Einhaltung von Verbraucherrechten anbelangt. Weiters unterstreicht Pototschnig die Koordinierungsfunktion von ACER: „Eine unserer wesentlichen Aufgaben ist es,
die Zusammenarbeit der nationalen Regulierungsbehörden bei grenzüberschreitenden Aufgaben zu koordinieren und eine stärkere europäische Orientierung mit sich zu bringen.“

Vieles in kurzer Zeit schon erreicht, neue Herausforderungen stehen bevor
Die Bilanz, die nach einem halben Jahr gezogen werden kann, ist eine durchwegs positive, so der Direktor von ACER. „Wir haben in kurzer Zeit schon viel erreicht, erste positive Auswirkungen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind bereits spürbar und erste Schritte zur Harmonisierung der Energiemärkte beginnen zu greifen.“, fasst Pototschnig zusammen.

Seit ihrem Bestehen hat ACER zwei öffentliche Konsultationen durchgeführt. Im Strombereich zu „Kapazitätsvergabe und Engpassmanagement“. Die Entwürfe für diese Rahmenleitlinien, die sich mit der Kapazitätsvergabe und der Vergabe zu unterschiedlichen zeitlichen Horizonten (langfristig, Vortag, Intraday) beschäftigen und wirkungsvollere Methoden zum Engpassmanagement einführen, sollen die Marktentwicklung und -integration fördern und einen möglichst einheitlichen Großhandelsmarkt für Strom erreichen. Im Gasbereich wurde eine Konsultation zu „Balancing“ durchgeführt. Ziel der Bilanzierungsregeln ist es, ein faires, transparentes und nicht-diskriminierendes Regelwerk für Europa zu erstellen, welches den grenzüberschreitenden Handel mit Europa nicht behindert.

„Im Jahr 2012 will ACER weitere ‚Framework Guidelines’ erstellen, sowie Stellung zu den Zehnjahresnetzentwicklungsplänen der europäischen Übertragungsnetzbetreiber beziehen und Empfehlungen dazu abgeben.“, gibt Pototschnig einen Ausblick auf die Zukunft. Zudem wird es weitere Monitoringaufgaben für ACER geben. Rat und EU-Parlament haben sich im Sommer 2011 auf einen Verordnungsentwurf über die Integrität und Transparenz des Energiemarktes (REMIT – Regulation for Energy Market Integrity and Transparency) verständigt. Die REMIT sieht in Ergänzung zu entsprechenden EU-Finanzmarktregeln ein Insiderhandels- und Marktmiss-brauchsverbot für den Energiegroßhandel und ein Monitoring durch ACER in Kooperation mit den nationalen Energieregulierungsbehörden vor.