Smart Meter: Ausrollungsrate weit hinter Plan
Smart Meter: Ausrollungsrate weit hinter Plan
Die Ausrollung von Smart Metern in Österreich verläuft weiterhin sehr schleppend. Bis Ende 2020 hätten 80 Prozent aller Zählpunkte ohne Lastprofilzähler mit einem intelligenten Messgerät ausgerüstet sein sollen, tatsächlich liegt die Ausrollungsrate Ende 2020 bei lediglich 29,9 Prozent. Das geht aus unserem aktuellen Smart Meter Monitoringbericht hervor. Der Bericht bezieht sich auf Daten der Netzbetreiber für 2020, zeigt aber auch die gemeldeten Pläne für die nächsten Jahre.
Hier ist uns aufgefallen, dass die Netzbetreiber ihre Ausrollungspläne entweder zum Teil auf spätere Jahre verschoben oder in ihrer Höhe angepasst haben. Aus den uns vorliegenden Plänen ergibt sich demnach für gesamt Österreich ein Zielerreichungsgrad von 45,7% für 2021, von 68,8 Prozent für 2022 und von 95% für 2024. Die überwiegende Mehrzahl der Netzbetreiber wird das derzeit geltende Ziel von 95 Prozent bis Ende 2022 demnach nicht erreichen.
Abb.: Übersicht der Zählpunkte mit Smart Metern tatsächlich und geplant nach Roll-Out-Plänen der gemeldeten Projekte in Österreich, Stand Ende Dezember 2020
Einführungsverordnung soll nun geändert werden
Das für die Einführung der Smart Meter in Österreich zuständige Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie hat sich entschlossen, die bestehende Einführungsverordnung zu ändern und einen entsprechenden Entwurf in Begutachtung geschickt. Laut diesem Entwurf vom 15. Juli 2021 soll die Zielerreichungsgrad bei den Smart Metern geändert und die Ausrollungsquote von 95 Prozent auf 2024 verschoben. Bis Ende 2022 sollen demnach mindestens 40% der Zählpunkte mit intelligenten Messgeräten ausgestattet sein. Und noch eine Änderung ist hier vorgesehen: Kundinnen und Kunden, die beim Netzbetreiber den Wunsch nach einem Smart Meter deponieren, sollen diesen künftig rascher eingebaut bekommen. Bisher gab es hier eine Frist von sechs Monaten, diese soll künftig auf zwei Monate verkürzt werden.
Zahlen im Überblick
Mit Ende 2020 wurden von den insgesamt rund 6,3 Millionen betroffenen Zählpunkten 1,88 Millionen mit einem digitalen Messgerät ausgestattet, davon sind lediglich 1,7 Millionen kommunikativ. Das bedeutet, dass sie mit den zentralen Systemen der Netzbetreiber kommunizieren und die gemessenen Werte auch übermitteln. Damit sind sie zum Nutzen der Netzkunden ideal verwendbar. Das entspricht – wie erwähnt – einem österreichweiten Ausrollungsgrad von 27,2% bzw. 29,9%.
Licht und Schatten
Aber es gibt auch einige Netzbetreiber, die die Einführung der Smart Meter wirklich vorbildlich durchführen oder vorantreiben. Insgesamt haben 21 Netzbetreiber die festgelegten Ziele von 80% mit Ende 2020 erreicht. Die größten Roll-Outs, die bereits durchgeführt und derzeit gerade in der Ausführung sind, gibt es in Oberösterreich bei der Netz Oberösterreich mit 98,7% und der Wels Strom mit 98,9% Ausrollungsrate, im Burgenland bei der Netz Burgenland mit 93,1%, in Vorarlberg bei den Stadtwerken Feldkirch mit 99,7% und in Tirol bei der HALLAG Kommunal mit 85,2%.
Mittlerweile haben mehr als 100 Verteilernetzbetreiber einen größeren flächendeckenden Einbau von Smart Metern gestartet. Zehn Netzbetreiber haben den Roll-Out bereits abgeschlossen. Leider sind aber immer noch einige größere Verteilernetzbetreiber mit der Ausrollung erheblich in Verzug. Zumindest haben die meisten Netzbetreiber die Vergabe für die Ausrollung inzwischen abgeschlossen. Als Gründe dafür wurden von den Verteilernetzbetreibern einerseits technische Probleme oder Lieferengpässe bei den Zählerherstellern genannt und andererseits Verzögerungen bei den Installationsarbeiten aufgrund von Corona genannt. Zudem gab es Fälle, bei denen die Vergaben neu ausgeschrieben werden mussten.
Kundenwunsch wird größer
Kundinnen und Kunden können sich bei ihrem Netzbetreiber aktiv den Einbau eines Smart Meters wünschen, auch wenn der betroffene Netzbetreiber noch keine Installationspläne für die neuen Zähler hat. Und die Zahl derer, die sich einen Smart Meter einbauen lassen wollen, ist im vergangenen Jahr stark gestiegen, und zwar auf über 2.000 Ersuchen. Die meisten hat es dabei in den Netzbereichen Wien (1.390), gefolgt von Kärnten (310), Vorarlberg (100) und Linz (95) gegeben. Wie schnell einem derartigen Kundenwunsch allerdings entsprochen wird, ist sehr unterschiedlich. Während Kundinnen und Kunden in Wien dafür im Durchschnitt 160 Tage warten mussten, im Gebiet der Energienetze Steiermark 140 Tage und bei der Kärnten Netz auch noch 130 Tage, wird bei den Vorarlberger Energienetzen dem Kundenwunsch bereits nach 10 Tagen und bei der Linz Netz nach 20 Tagen entsprochen.
Smart Meter als Basis für aktive Beteiligung
Für die Umsetzung des beschlossenen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) sind eine flächendeckende Messung und Speicherung von viertelstündlichen Leistungsmittelwerten bzw. Energiewerten mit Smart Metern, ihre tägliche Übermittlung an zentrale Systeme und die Schaffung einer vollständigen Datenbasis erforderlich. Dadurch werden die EAG- Ziele effektiv und kostengünstig in den Bereichen Energiegemeinschaften, Verteilernetze, Ausgleichsenergiesystem und dynamische Lieferangebote erreicht und vor allem die aktive Teilnahme der Kundinnen und Kunden am Strommarkt ermöglicht.
Der neue Smart Meter-Monitoringbericht ist auf der Homepage der E-Control unter folgendem Link abrufbar: www.e-control.at/publikationen/publikationen-strom/berichte
[1] Integral Markt- und Meinungsforschung, 1.113 Online-Interviews