Die zukünftige Rolle der Regionalen Initiativen

Eine grenzüberschreitende regionale Kooperation ist ein entscheidender Baustein für einen wettbewerbsfähigen Europäischen Energiemarkt. Die Regionalen Initiativen wurden 2006 von der European Regulators Group for Electricity and Gas (ERGEG) mit dem Ziel gegründet, die Schaffung eines Binnenmarktes über regionale Teilmärkte zu erreichen.
Die 27 EU Mitgliedsstaaten wurden in 7 Regionen im Bereich Elektrizität und in 3 Regionen im Bereich Gas unterteilt. Die Energie-Control Austria ist gemeinsam mit dem italienischen Regulator Autorità per l’energia elettrica e il gas Vorsitzführender der Gas Regionalen Initiative Süd Süd-Ost. Weitere Mitgliedsländer dieser Region sind Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland.

In der Gas Regionalen Initiative Süd Süd-Ost wurden beispielsweise die erforderlichen Nabucco Anträge schnell und gut koordiniert bearbeitet, sodass dieser Prozess als positives Beispiel für die internationale Kooperation europäischer Regulatoren herangezogen werden kann. Die freiwillige Teilnahme aller Stakeholder an dieser Kooperationsplattform hat auch zur Einführung eines so genannten „Operational Balancing Accounts“ am Gashub in Baumgarten in Österreich geführt. Der Vorteil dieses OBAs liegt darin, dass Gastransporteure kein Risiko bezüglich Mess- und Steuerungsdifferenzen mehr tragen müssen. Mengenabweichungen werden von den Transportnetzbetreibern, von denen 4 am Hub in Baumgarten zusammentreffen, ausgeglichen und gegen verrechnet. Das erleichtert für viele Gastransporteure den Zugang zum österreichischen Markt und stärkt den fairen Handel am Gashub.

Während der Gaskrise im Jänner 2009 haben alle Stakeholder der Regionalen Initiative Süd Süd-Ost schnell und proaktiv reagiert – so wurde beispielsweise Bulgarien mittels Gaslieferungen aus Griechenland unterstützt, um die wichtigste Infrastruktur am Laufen halten zu können. Gas aus österreichischen Speichern wurde nach Slowenien transportiert, nachdem Russland den Gashahn nach Südosteuropa zugedreht hatte.

Österreich hat in dieser Region eine wichtige Transport- und Verteilfunktion, da der wichtigste Physikalische Gashub in Baumgarten in Österreich liegt und die mitunter größten Leitungssysteme Europas, jenes der Trans-Austria Gaspipeline und der West-Austria Gaspipeline bidirektional ausgelegt sind (oder bald werden) und damit die großen Erdgasspeicher in Österreich mit zahlreichen Nachbarländern verbinden können.

In den Meetings der einzelnen Regionen sind bis heute vor allem die Themen Versorgungssicherheit, freier Großhandel, Kapazitätszuweisung, Transparenz und Speicherzugang gemeinsam mit Fernleitungsbetreibern, Ministerialvertretern, Gashändlern, Großverbrauchern und anderen Stakeholdern erarbeitet und diskutiert worden.

Wie die Regionalen Initiativen in Zukunft gestärkt werden können, steht im Mittelpunkt der Communication „ The future Role of Regional Initiatives “ der Europäischen Kommission, die am 7.12.2010 veröffentlich wurde.

Grundlage dafür ist eine Studie der Unternehmensberatung Mercados EMI zu den Regionalen Initiativen, die von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben wurde. Im Kommunikationspapier werden für die Regionalen Initiativen neue Aufgaben identifiziert wie beispielsweise die Implementierung des 3. Pakets zu beschleunigen und gleichzeitig die Implementierung der europaweiten Marktregeln (Network Codes) zu forcieren, Pilotprojekte einzuführen, um neue Ansätze zu testen oder Prioritäten hinsichtlich der regionalen Infrastruktur zu identifizieren und grenzüberschreitende Investitionen in Infrastruktur zu koordinieren.

Zudem wird eine Neuordnung, insbesondere jener Region, der Österreich gemeinsam mit Italien vorsitzt, vorgeschlagen. Weiters wird vorgeschlagen eine Art Leitkomittee (Regional Steering Committee) einzurichten, in dem die Regulatoren, die EU Kommission und die europäische Regulierungsbehörde (ACER) teilnehmen und die Agenden und Arbeitsprogramme der Regionalen Initiativen festlegen.

Sämtliche Stakeholder sind eingeladen, ihre Ansichten zu diesen Ideen zu übermitteln. Die Konsultation der EU Kommission wird bis 15. Februar 2011 laufen. Basierend auf dem Feedback wird sich die EK mögliche Legislativvorschläge überlegen mit dem Ziel, die regionale Kooperation in Europa zu stärken.


Zurück zu Übersicht