Probleme im deutschen Stromnetz haben nicht auf Österreich durchgeschlagen - Konsistentes europäisches Marktdesign zur Vorbeugung erforderlich
Die möglicherweise kritischen Situationen, die in der letzten Woche während der Kälteperiode im deutschen Übertragungsnetz aufgetreten sind, haben trotz der engen Netzverbindungen und der weit reichenden Marktverknüpfungen nicht auf Österreich übergegriffen. Das Netz der Austrian Power Grid (APG) war in der letzten Woche durchwegs stabil.
Walter Boltz, Vorstand der Energie Control Austria erläutert die Gründe, warum es im deutschen Netz zu Problemen gekommen ist: „Wir gehen davon aus, dass das zeitweise Defizit an Energie im deutschen Netz durch Fehlprognosen von Stromhändlern für den Energieabsatz hervorgerufen worden sein kann. Es ist unklar, ob die Ursache für die vermuteten Fehlprognosen wirtschaftliche Anreize waren." Die deutsche Regulierungsbehörde Bundesnetzagentur wird dazu eine detailliertere Analyse anstellen.
Vorkehrungen im österreichischen Marktdesign getroffen
„Bei der Gestaltung des österreichischen Marktdesigns wurde die Gefahr, die von sogenannten Arbitragegeschäften – also von Geschäften zur kurzfristigen Gewinnerzielung – ausgehen kann, bereits vor mehreren Jahren erkannt und entsprechend reagiert.“, so E-Control-Vorstand Martin Graf. Bei der österreichischen Preisgestaltung für (zufällige oder beabsichtigte) Energieunterdeckungen (Ausgleichsenergie) werden deshalb auch die Preise im Tagesmarkt (Spotmarkt) berücksichtigt. Damit wird vorgebeugt, dass wirtschaftliche Anreize zu einer Vielzahl von Handelstransaktionen führen, die in Summe letztendlich die Netzsicherheit gefährden könnten.
Einheitliche europäische Regeln gefordert
„Ein entscheidender Beitrag zur wirksamen Vorbeugung gegen solche Situationen, wie wir sie jetzt im deutschen Stromnetz erlebt haben, ist ein konsistentes europäisches Marktdesign.“, ist Walter Boltz überzeugt.
Fragwürdige ökonomische Anreize entstehen vielfach durch unterschiedliche Regelungen in verschiedenen Ländern und Märkten. Diese werden durch die Vorgaben des dritten Energiebinnenmarktpaketes zunehmend reduziert. "Die Energieregulierungsbehörden der EU-Mitgliedstaaten arbeiten derzeit besonders eng zusammen, um harmonisierte Rahmenbedingungen für die Aufrechterhaltung der Netzsicherheit und des fairen Wettbewerbs zu schaffen. Die zuletzt aufgetretenen Situationen haben einmal mehr bestätigt, dass eine ambitionierte Umsetzung des 3. Pakets auf europäischer Ebene, welche zur nachhaltigen Beseitigung von Marktverzerrungen und korrekten Anreizen führt, erforderlich ist," so Walter Boltz abschließend.