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Die Stromrechnung der Zukunft

Mag. Christina Veigl-Guthann, LL.M.

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Mag. Christina Veigl-Guthann, LL.M., ist seit 2005 bei der E-Control tätig und leitet seit 2007 die Abteilung Endkunden. Im nachfolgenden Essay beleuchtet sie die Möglichkeit, mit der Umsetzung der Vorgaben zur Stromrechnung aus dem Clean Energy Package eine gute und praktikable Lösung sowohl für die Kundinnen und Kunden aber auch für die E-Wirtschaft zu erwirken


Seit der Liberalisierung der Energiemärkte sind die Strom- (und Gas-)rechnungen immer wieder heißdiskutiertes Thema. Die Branche hat erfreulicherweise – durchaus auch auf Druck des Regulators – an der Verständlichkeit und Übersichtlichkeit der Rechnungen gearbeitet. Viele Inhalte der Stromrechnung sind aber aufgrund gesetzlicher Vorgaben verpflichtend anzugeben und sollten zumeist dazu dienen, mehr Transparenz für die Kundinnen und Kunden zu schaffen. Mit der Zeit entstand jedoch der Eindruck, dass zu viele Informationen womöglich den gegenteiligen Effekt haben könnten. 

Denn die Stromrechnung wirft für viele Kundinnen und Kunden auch heute mehr Fragen auf als sie Antworten liefert. Die vielen Details, technischen Begriffe und unzähligen Seiten laden nicht dazu ein, sich mit den Kosten für Energie und dem Energieverbrauch auseinanderzusetzen. Dabei sind genau diese Informationen zentral für ein Gelingen der Energiewende: Wir brauchen eine informierte Bevölkerung mit großer Awareness für den eigenen Energieverbrauch. Dabei spielen die Stromrechnung bzw. eine häufige Verbrauchsinformation eine zentrale Rolle.

Für viele Kundinnen und Kunden ist die jährliche Rechnung immer noch der einzige Berührungspunkt mit dem Thema Strom. Die Stromrechnung soll dabei zahlreiche Funktionen erfüllen: sie ist nicht nur eine Abrechnung von Kilowattstunden. Sie informiert über Vertragsdetails, den Strommix, den Verbrauch und seine Entwicklung, soll damit zum Stromsparen und dem aktiven Auseinandersetzen mit dem Energieverbrauch anreizen, enthält Details über Netzebenen, Netzentgeltkomponenten, Aufschläge zur Finanzierung des Ökostroms, Allgemeine Geschäftsbedingungen usw. Das kürzlich beschlossene Clean Energy Package der Europäischen Union sieht nun weitere Mindestinhalte vor, die künftig auf der Stromrechnung zu finden sein sollen – und nicht alle Vorgaben in diesem Zusammenhang sind leicht verständlich und klar. 

Neben dem Umsetzungserfordernissen aus dem Clean Energy Package, das doch einiges an Gestaltungsspielraum zulässt, ist es daher meiner Meinung nach, dringend an der Zeit zu hinterfragen, welche Vorgaben, die derzeit insbesondere im ElWOG zu finden sind, noch zeitgemäß sind und auch in Hinkunft im Rechtsrahmen verbleiben sollten. Von so manchen Details könnte man sich mittlerweile verabschieden – zumindest im Rahmen der Rechnungslegung und beispielsweise an anderer Stelle über diese Inhalte informieren.

Zudem ist im Zeitalter der Digitalisierung auch dem Zugang zum Internet und der Verwendung von neuen Medien Rechnung zu tragen: auch Stromrechnungen können und werden in Zukunft online übermittelt werden. Gleichzeitig werden auch im Energiebereich Kundenportale entstehen, die ganz zentral für die Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden – und damit auch für die Kundenbindung – sein werden.

Wie in diesem Zusammenhang mit Internet-aversen Menschen umgegangen werden sollte, ist selbstverständlich wohl zu überlegen. Meine persönliche Vision ist eine Monatsrechnung, die nur aus einer Seite besteht, auf der die wichtigsten Inhalte übersichtlich und klar aufbereitet sind. Details und weiterführende Informationen sind wichtig, können aber auf andere Weise zur Verfügung gestellt werden – idealerweise im personalisierten Kundenportal. Die zentralsten Inhalte sind dabei für mich die verbrauchte Menge an Energie und Leistung, der daraus resultierende Betrag, der zur Zahlung fällig ist und wie sich der Verbrauch verändert hat.

Eine Monatsrechnung macht für mich deshalb am meisten Sinn, da die monatliche Abrechnung der tatsächlich verbrauchten Energie und Leistung das beste Feedbacksystem in Zeiten der Energiewende darstellt und dies durch die Ausrollung von Smart Metern einfach möglich ist. Anderes gilt nur für Kunden, die von ihrem Recht auf Opt-Out Gebrauch gemacht haben – sie werden von dieser Form der monatlichen Abrechnung und Information nicht profitieren können.
Die Ziele der Energiewende werden nur erreicht werden, wenn gut informierte Menschen sich als aktiven Teil dieses Energie-Systems begreifen und in der Lage sind, die Möglichkeiten eines transformierten Stromsektors einfach und komfortabel für sich zu nutzen. Denn nur so wird die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung entstehen und die Menschen in die Lage versetzen, im Sinne des „Empowerments“ ihren Beitrag zu leisten. 

Eine einfache und klare Stromrechnung, die monatlich den Verbrauch und die entsprechenden Stromkosten transparent ausweist und einfachen Zugang zu Verbrauchsdetails und Rechnungsdetails ermöglicht, ist der erste wichtige Schritt in diese Richtung.  

Es ist daher zu hoffen, dass der Gesetzgeber die Umsetzung der Vorgaben zur Stromrechnung aus dem Clean Energy Package nutzt – unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder – um eine gute und praktikable Lösung sowohl für die Kundinnen und Kunden aber auch für die E-Wirtschaft zu entwickeln.