Zurück Studienpräsentation: Volkswirtschaftliche Bedeutung der Stromnetze

Studienpräsentation: Volkswirtschaftliche Bedeutung der Stromnetze

Heimische Stromnetze schaffen jährliche Wertschöpfung von 2,5 Milliarden Euro

Wien (2. März 2016) – Die heimischen Stromnetze haben eine hohe Bedeutung für die österreichische Volkswirtschaft. Das zeigt eine Studie des Economica-Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Energieregulierungsbehörde E-Control, bei der die 30 größten österreichischen Stromnetzbetreiber untersucht wurden. Der Betrieb der Stromnetze schafft eine gesamte jährliche Wertschöpfung[1] von rund 2,54 Milliarden Euro, das entspricht einem Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt von etwa 0,86 Prozent[2]. „Ohne die heimischen Stromnetze wäre es dunkel in Österreich. Nicht nur der Strom würde uns fehlen, auch die positiven wirtschaftlichen Effekte würden Österreich ganz stark abgehen“, sagt E-Control-Vorstand Martin Graf. „In den vergangenen Jahren hat die Energieversorgung insgesamt überdurchschnittlich zur Entwicklung des Bruttoinlands-produkts beigetragen und so die in den vergangenen Jahren schwache Konjunktur stabilisiert“, so Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein vom Economica-Institut für Wirtschaftsforschung. Das Bruttoinlandsprodukt soll laut jüngsten Prognosen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) erst 2016/2017 wieder um etwa 1,7 Prozent steigen.

Wertschöpfung des Stromnetzbetriebs über dem Tiefbau

Von den rund 2,54 Milliarden Euro Wertschöpfung des Stromnetzbetriebs pro Jahr wird die Hälfte direkt bei den Stromnetzbetreibern generiert, mehr als eine Milliarde Euro entlang der Wertschöpfungskette von Zulieferern und 250 Millionen Euro durch induzierte Effekte, sogenannte Einkommenseffekte. Die Wertschöpfungseffekte sind damit höher als in der Tiefbaubranche oder dem Telekommunikationssektor. Zum Vergleich: Im Tiefbau waren es laut volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung 2014 2,2 Milliarden Euro, und in der Telekommunikation 2,4 Milliarden Euro.

Betrieb des Stromnetzes sichert mehr als 20.000 Jobs in Österreich

Der Stromnetzbetrieb hat auch eine große Bedeutung für den Arbeitsmarkt und sichert 20.200 Arbeitsplätze direkt und indirekt ab. Die größten Beschäftigungseffekte in der Betriebsphase gibt es in Wien mit rund 4.000 Arbeitsplätzen (nach Köpfen; siehe Grafik), gefolgt von Tirol mit 2.600 und Oberösterreich mit 2.400, so die Ergebnisse der Studie. „Die Stromnetze sind ein wichtiger Faktor für die Volkswirtschaft. Sie schaffen und sichern zahlreiche heimische Arbeitsplätze und generieren eine außerordentlich hohe Wertschöpfung in den Regionen durch Aufträge etwa an lokale Handwerks- und Bauunternehmen“, betont Graf.

Auch das Steueraufkommen beim Betrieb des Stromnetzes ist beträchtlich. Die lohnabhängigen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge der 30 größten Netzbetreiber belaufen sich aufrund 550 Millionen Euro jährlich.

Hohe Investitionen in die Stromnetze

Von 2001 bis 2014 wurden preisbereinigt 8,4 Milliarden Euro in die Stromnetze investiert. Diese Investitionen generierten eine Wertschöpfung von sechs Milliarden Euro und sicherten 72.000 Jahresarbeitsplätze (in Köpfen) ab. „Die Netzbetreiber haben seit der Liberalisierung 2001 sehr hohe Investitionen getätigt. Entgegen mancher Unkenrufe kam es zu keinerlei Investitionsstau“, sagt Graf.

Höhere Investitionen in die Netzinfrastruktur bedeuten normalerweise auch höhere Kosten für die Stromkunden in Form von höheren Netzkosten. Seit der Liberalisierung zahlen alle Stromkunden in Österreich laut Berechnungen der E-Control aber jährlich rund ein Viertel weniger Netzkosten als noch auf Basis der Entgelte im Jahr 2001. Das ist eine jährliche Ersparnis von mehr als 500 Millionen Euro (ohne Berücksichtigung der Inflation). Die Reduktionen erfolgten, weil die Netzbetreiber effizienter geworden sind.

Von 2015 bis 2020 Investitionen von 5,7 Milliarden in die Stromnetzinfrastruktur

Die Investitionen der Netzbetreiber werden auch in den zukünftigen Jahren hoch bleiben, erwartet Martin Graf. „Von 2015 bis 2020 ist mit Gesamtinvestitionen von 5,7 Milliarden Euro für die Modernisierung und den Ausbau der Stromnetzinfrastruktur zu rechnen.“ Diese Investitionen schaffen eine Wertschöpfung von 4,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem jährlichen Beitrag zum BIP von 0,23 Prozent. „Die Netzinvestitionen sind ein wichtiger Konjunkturmotor“, sagt Martin Graf.

Hohe Versorgungssicherheit

Die Effizienzsteigerungen bei den Netzbetreibern gingen aber nicht zulasten der Stromversorgungssicherheit, betont Martin Graf. „2013 waren die österreichischen Haushalte im Durchschnitt aufgrund ungeplanter Ausfälle gerade mal 34 Minuten ohne Strom. Österreich hat bei der Versorgungssicherheit ein sehr hohes Niveau und liegt im europäischen Vergleich im Spitzenfeld.“ Die Verfügbarkeit der heimischen Stromversorgung lag seit der Liberalisierung stets bei 99,99 Prozent.

Netzkosten für Haushalte und Industrie niedriger als in Deutschland

Die Netzkosten machten 2014 für einen österreichischen Haushalt laut der EU-Statistikbehörde Eurostat im Schnitt 5,89 Cent pro Kilowattstunde aus. In Deutschland waren es 6,68 Cent. Von der gesamten Stromrechnung entfallen für einen heimischen Durchschnittshaushalt rund 30 Prozent auf die Netzkosten. Damit liegt Österreich genau im EU-Schnitt. Für einen durchschnittlichen Industriebetrieb lagen die Netzkosten 2014 in Österreich bei 2,52 Cent pro Kilowattstunde. Der Durchschnitt der EU-28-Staaten belief sich auf 2,94 Cent. „Industriekunden müssen in Österreich für die Netzkosten deutlich weniger zahlen als im EU-Schnitt“, sagt Martin Graf. In Deutschland lagen die Netzkosten für ein durchschnittliches Industrieunternehmen 2014 bei 2,89 Cent pro Kilowattstunde.

Über die Studie

Die Untersuchung erfolgte durch eine Simulationsmethode anhand ökonometrischer Makromodelle. Angewandt wurde auch eine Input-Output-Analyse, dabei handelt es sich um eine der ältesten und am weitesten verbreiteten Methoden der Ökonomie. Die wirtschaftlichen Effekte des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid in der Betriebs- und Investitionsphase wurden ganz Österreich zugeordnet.

Economica: Nationale und internationale Wirtschaftsforschung seit 2005

Das Economica-Institut für Wirtschaftsforschung wurde 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet und hat seinen Sitz in Wien. Das unabhängige Institut betreibt Forschung auf nationaler und internationaler Ebene. Economica zählt zum Institutskreis des Cognion-Forschungsverbundes mit sozio-ökonomischen Instituten in Österreich, Deutschland und der Slowakei.

Über E-Control: Wettbewerb stärken, Energiekonsumenten informieren

Die Energie-Control Austria ist die unabhängige Regulierungsbehörde für den österreichischen Strom- und Gasmarkt. Sie wurde mit der Liberalisierung des Strommarktes 2001 und des Gasmarktes 2002 geschaffen. Hauptaufgabe der E-Control ist es, den Wettbewerb zu stärken, Spielregeln für den Markt festzulegen und deren Einhaltung zu überwachen.

 

[1] Durchschnittliche preisbereinigte Wertschöpfung der Jahre 2012 bis 2014.

[2] In Relation zum Bruttoinlandsprodukt 2014.

[3] Die Effekte des Übertragungsnetzbetreibers APG sowie alle Effekte, die nicht einem einzelnen Bundesland direkt zugeordnet werden können, wurden unter der Position „Österreich“ erfasst.