Was bringt Smart Metering?
Was bringt Smart Metering?
Netzbetreiber profitieren wesentlich von Effizienzverbesserungen – Die Kunden freuen sich in Folge über geringere Tarife
Die Netzbetreiber sind als Gebietsmonopolisten laut Gesetz für alle Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Messwesen zuständig. Sie profitieren durch die Einführung von Smart Metering daher in erster Linie durch Effizienzsteigerungen im Netzbetrieb, besonders bei aufwandsintensiven Geschäftsprozessen wie Ablesung, Abrechnung, Übersiedlungen sowie bei der Abwicklung von Ein-/Abschaltung der Anlagen. Weitere Vorteile ergeben sich auch durch:
- Verbesserungen in Netzüberwachung und -steuerung;
- Ausfallsmanagement mit Identifizierung von Kundenanlagen, die von Störungen betroffen sind und zielgerichtete effiziente Störungsbehebung;
- Unterstützung der Integration von dezentralen Erzeugungsanlagen (Strom);
- Verlagerung von Verbrauchsspitzen und Vergleichmäßigung der Netzbelastung durch tarifliche Anreize für Kunden;
- Deutliche Reduktion der Anzahl der Anfragen von Konsumenten zu Rechnungen (Heute gibt es pro Jahr etwa 500.000 – 700.000, meist telefonische Rückfragen, zu Rechnungen).
Neue Wettbewerbschancen für Lieferanten
Vertriebsseitig ergeben sich die Vorteile hauptsächlich aus der Verfügbarkeit von genauen und zeitnahen Energieverbrauchsdaten. Damit haben Stromlieferanten erstmals die Möglichkeit, ihren Kunden neue Energietarifmodelle anzubieten und innovativ und kundenfreundlicher zu agieren. Durch den für alle Lieferanten einheitlich geregelten Zugang zu den Verbrauchsdaten und die Möglichkeit sich mit neuen Tarifmodellen´besser am Markt zu positionieren, ergeben sich daher viele neue Wettbewerbschancen für die österreichischen Stromvertriebsunternehmen, die am Ende als Kostenvorteil an die Kunden weitergegeben werden können. Zusätzlich bietet sich den Unternehmen die Möglichkeit ihren potentiellen Kunden neue, bislang nicht verfügbare Dienstleistungen, wie etwa individuell angepasste Energieberatungen oder Energiemanagementleistungen, anzubieten.Am meisten profitieren die Kunden
Den größten Nutzen aus einer Einführung von Smart Meter ziehen jedoch, wie viele Studie belegen, die Endkunden. So bietet Smart Metering den Kunden die Möglichkeit, ihren aktuellen Energieverbrauch auf Tagesbasis, und daher sehr zeitnah, abzurufen. Der Konsument ist daher imstande seinen Energieverbrauch regelmäßig zu kontrollieren, zu steuern und gegebenenfalls sein Verbrauchsverhalten entsprechend anzupassen. Dadurch können sehr gezielt Maßnahmen ergriffen werden, um den Energieverbrauch zu senken.
Auf Basis dieser Verhaltensänderung kann der Stromverbrauch um rund 3,5% reduziert werden – so das Ergebnis einer umfassenden volkswirtschaftlichen Betrachtung eines Smart Metering Roll-out, die die E-Control beim Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) in Auftrag gegeben hat. Es handelt sich dabei um einen Bericht, der sehr umfangreich und in Zusammenarbeit mit vielen europäischen Partnern (inkl. der EU-Kommission), Methoden und Bewertungsmechanismen entwickelt hat, um einzelne Energieeffizienzmaßnahmen zu bewerten. Zu beachten ist jedoch, dass der Zugang zur Information über den Energieverbrauch, beispielsweise über das Internet, noch durch eine fundierte Verbrauchsinterpretation und ein dementsprechendes Beratungsangebot ergänzt werden muss, um tatsächlich zu wesentlichen Verbrauchsreduktionen und höherer Energieeffizienz zu führen. Die technische Leistungsfähigkeit der Geräte ist hier nur der erste Schritt.
Die neue Zählergeneration bietet den Kunden darüber hinaus eine ganze Reihe von weiteren Vorteilen. Wechselt etwa der Kunde heute seinen Stromlieferanten oder wird von einem Energieunternehmen der Tarif geändert, so kommt es derzeit noch häufig zu einer rechnerischen Abgrenzung der Zählerstände zum Stichtag. Diese Methode wird erforderlich, weil die manuelle Ablesung einer großen Anzahl von Zählern zu einem bestimmten Datum logistisch schwer umsetzbar und kostenintensiv ist. Die Anwendung dieser Methoden stellt jedoch nur eine reine Schätzung des tatsächlichen Verbrauchs des Kunden dar und kann daher möglicherweise Einsparungseffekte durch einen günstigeren Energietarif wieder aufwiegen. In Hinkunft sollte diese für den Kunden intransparente Praxis nicht mehr erforderlich sein.
Moderner Smart Meter
Durch den Wegfall der manuellen Ablesung vor Ort kommt es zusätzlich zu einer erhöhten Rechnungsqualität und dadurch unter Umständen zu weniger Rechnungskorrekturen von Seiten der Energieunternehmen. Dem Kunden wird zudem auch die aufwendige und oftmals komplizierte Selbstablesung seines Stromzählers erspart.
Die E-Control geht davon aus, dass dadurch die Zahl der Konsumentenanfragen zu Rechnungen, deutlich zurückgeht, was wieder zu Kostensenkungen führen sollte.
Smart Metering kann auch die Einführung neuer Tarifmodelle, etwa basierend auf unterschiedlichen Zeitfenstern, ermöglichen. Diese Möglichkeit haben Stromkunden bereits heute durch die von den allermeisten Energieunternehmen angebotenen Nacht- bzw. Heizstrom und Doppeltarifsysteme. Derzeit sind für solche Lösungen noch der Einsatz eines zusätzlichen Zählers oder spezielle Zählerkonfigurationen notwendig, die zumeist einen höheren Tarif oder neue Installationen in der Anlage des Kunden bedingen. In Hinkunft ist dabei denkbar, dass durch den Einsatz eines Smart Meters mehr als nur zwei Tarifzonen täglich möglich werden.
Moderne Anwendungen wie etwa Wärmepumpen oder Elektrofahrzeuge werden zukünftig verstärkt flexiblere Tarifzeiten erfordern, um bei Kunden nicht zu hohe Energiekosten zu verursachen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die heute üblichen Einfach- oder Doppeltarifmodelle weiterhin zur Auswahl stehen werden. Die E-Control geht aber davon aus, dass in Zukunft die Integration eines deutlich größeren Anteils von erneuerbarer Energie aus volatilen Erzeugungsanlagen wie Wind und PV nur durch aktives Lastmanagement, auch unter Einbindung der kleineren Endkunden, möglich sein wird. Nur Smart Metering ermöglicht die kostengünstige Einführung solcher Systeme.