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Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone

Stromhandel zwischen Deutschland und Österreich bleibt in großem Umfang bestehen – Marktteilnehmer sind vorbereitet – bisher geringe Auswirkungen erkennbar

 

Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone (0,2 MB)

  • Stromhandel zwischen Deutschland und Österreich bleibt in großem Umfang bestehen – Marktteilnehmer sind vorbereitet – bisher geringe Auswirkungen erkennbar

Wien/Bonn (1. Oktober 2018) – Seit heute gilt die Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone. Das bedeutet, dass es keinen unbegrenzten Stromhandel zwischen den beiden Ländern mehr gibt. „Allerdings wird der Stromhandel zwischen den traditionell gut integrierten Märkten auch künftig in großem Umfang möglich sein. Das heißt, dass weiterhin mindestens 4.900 Megawatt Stromaustausch, abgesichert durch Langfristkapazitäten, gewährleistet ist. Je nach Netzsituation kommen kurzfristig noch weitere Kapazitäten dazu.“, erläutert der Präsident der deutschen Bundesnetzagentur Jochen Homann gemeinsam mit den Vorständen der österreichischen Regulierungsbehörde, E-Control, Andreas Eigenbauer und Wolfgang Urbantschitsch. Der Einschränkung des Handels steht der positive Effekt gegenüber, dass durch diese Maßnahme der Stromhandel an die reale Netzsituation angepasst wird und damit Energieflüsse für die Übertragungsnetzbetreiber besser beherrschbar werden. Zusätzlich wird die Netzsicherheit beider Länder durch Redispatchleistungen aus österreichischen Kraftwerken unterstützt.

Trennung reibungslos verlaufen

Die intensiven Vorbereitungen für die Trennung wurden durch Übertragungsnetzbetreiber, Strombörsen, Marktteilnehmer und Regulierungsbehörden in mehreren Ländern geleistet. Sie haben über ein Jahr in Anspruch genommen und alle beteiligten Parteien vor große Herausforderungen gestellt. Letztendlich ist es jedoch gelungen, das Projekt auch Dank der Unterstützung der angrenzenden Regulierungsbehörden und der Europäischen Kommission zu ermöglichen. Dadurch und durch das große Engagement und die zielorientierte Zusammenarbeit aller betroffenen Übertragungsnetzbetreiber, Strombörsen und Marktteilnehmer konnte ein solch ambitioniertes Projekt fristgerecht und erfolgreich eingeführt werden. „Für die Umsetzung des Engpassmanagements an der deutsch-österreichischen Grenze im europäischen Zielmodell, also lastflussbasiert, war die Genehmigung durch die zuständigen Regulierungsbehörden der Region Central Western Europe (CWE) Voraussetzung, welche Anfang September erteilt wurde.“, so Andreas Eigenbauer. Jochen Homann und Wolfgang Urbantschitsch ergänzen, dass die Zusammenarbeit unter den Regulierungsbehörden effizient und zielgerichtet funktioniert hat.

Seit Juli laufen auch realitätsnahe Simulationen für die getätigten Anpassungen der verschiedenen Systeme. Die Prozesse wurden erfolgreich abgeschlossen. Während vergleichbare Umsetzungsprojekte teilweise mit Verzögerungen zu kämpfen haben, konnte in diesem Fall der Zeitplan gehalten werden.

Vorbereitungsarbeiten haben sich gelohnt

„Es hat sich gelohnt, sich auf den 1. Oktober 2018 derart gut vorzubereiten. Die Umstellung hat reibungslos funktioniert, auch von den Marktteilnehmern gibt es bisher keine wesentlichen Kritikpunkte. Das Ziel war, die Auswirkungen auf den gemeinsamen Strommarkt so gering wie möglich zu halten. Wir gehen bisher davon aus, dass das gelungen ist“, zeigen sich die Regulierungsbehörden zufrieden.

Auswirkungen sind überschaubar

Auch die Auswirkungen auf den österreichischen Strommarkt sind bisher nicht massiv. Die erste Preisindikation, die wir gesehen haben, war die Versteigerung der Grenzkapazitäten für Oktober vor etwa drei Wochen. Dabei waren Händler bereit, 0,88 €/MWh für die Handelsrichtung von Deutschland nach Österreich zu bezahlen. Dies ist eine erste wirkliche Markteinschätzung für den Preisunterschied zwischen Deutschland und Österreich, zumindest für Oktober. Preisunterschiede auf Basis von gehandelten Langfristprodukten (Futures) waren in Österreich das Ergebnis einiger weniger Transaktionen und damit kaum belastbar. Von Preisreportern wurden zuletzt im September allerdings auch beträchtliche Preisausschläge nach oben, aber auch nach unten berichtet. Auf Jahresbasis scheint ein Unterschied von zwei bis drei Euro derzeit am wahrscheinlichsten. Dies wird auch wesentlich davon abhängen, wie sich die Gas- und CO2-Preise weiter entwickeln.

„Der Preisunterschied scheint sich erst einpendeln zu müssen“, zeigt sich Wolfgang Urbantschitsch überzeugt. Abzuwarten bleibt daher, ob sich die aktuelle Markteinschätzung längerfristig bestätigen wird, oder ob es in den kommenden Monaten zu Korrekturen kommt.

Preise steigen leicht

Welche Auswirkungen die Strompreiszonentrennung auf die Endkunden in Industrie, Gewerbe und auch bei den Haushalten hat, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. In Österreich sind leichte Steigerungen zu erwarten. Wobei Industrie und Gewerbe aufgrund ihrer monatsscharfen Abrechnungen und börsenpreisgekoppelter Strompreise die Auswirkungen wohl schneller zu spüren bekommen als Haushalte mit jährlicher Abrechnung.

Die Konsequenzen der Preiszonentrennung werden aber wohl überlagert von den allgemein in der EU in den letzten Monaten gestiegenen Großhandelspreisen. Alleine in diesem Jahr sind die Großhandelspreise für 2019 aufgrund hoher Kohle-, Gas- und CO2-Preise deutlich gestiegen.

Kosten in Österreich entstehen allerdings durch jene Maßnahmen, die zur Netzstützung notwendig sind, um das weiterhin hohe Level an grenzüberschreitendem Handel zu gewährleisten. Das heißt, die österreichischen Kraftwerke tragen weiterhin zur Netzstabilität in beiden Ländern bei. Die dafür anfallenden Kosten können zu einer Erhöhung der Stromrechnungen aufgrund höherer Netztarife bei österreichischen Konsumenten führen. Dem gegenüber steht ein stabiler Großhandelspreis, der durch die großen grenzüberschreitenden Handelskapazitäten ermöglicht wird.

Kapazitäten könnten künftig weiter steigen

Mit einem weiteren Ausbau des Übertragungsnetzes können sich die Strom-Handelskapazitäten künftig wieder erhöhen. So soll der erste Teil der grenzüberschreitenden Stromleitung vom oberösterreichischen St. Peter/Hart ins benachbarte Bayern 2022 fertiggestellt sein, der letzte bis zum Jahr 2024. „Die Auswirkungen auf die Stromkunden kann durch den Netzausbau und die Möglichkeit, dadurch wieder mehr Strom handeln zu können, künftig auch wieder reduziert werden.“, hofft Andreas Eigenbauer.

Warum die Trennung überhaupt notwendig wurde

Die Trennung des gemeinsamen Strommarktes zwischen Deutschland und Österreich, der mehr als 15 Jahre bestanden hat, wurde aufgrund eines Beschlusses der europäischen Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) vom November 2016 notwendig. In dem Beschluss wurde festgehalten, die gemeinsame deutsch-österreichische Stromhandelszone aufzuspalten. Danach haben sich Bundesnetzagentur und E-Control im Mai 2017 auf eine Umsetzung geeinigt.