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Zurück Großhandelsmärkte: Nach Preisrallye im Sommer kommt es zu deutlichen Preisrückgängen für Gas und Strom

Großhandelsmärkte: Nach Preisrallye im Sommer kommt es zu deutlichen Preisrückgängen für Gas und Strom

Die bespiellose Preisrallye im österreichischen Großhandel ist vorerst unterbrochen. Seit den Preisspitzen im August, die vor allem durch die Verknappung des Gasangebots generiert wurden, kam es seither zu stetigen Abwärtstendenzen. Am österreichischen Gashub CEGH VTP fiel der mittlere Spotpreis (Day-Ahead) von 231 EUR/MWh im August auf 196 EUR/MWh im September und gab schließlich vor allem im Oktober mit durchschnittlich 107 EUR/MWh deutlich nach. Zuletzt wurde Gas im Spothandel bereits unter 50 EUR/MWh gehandelt. Dieser Preisrückgang ist einerseits auf bereits gut gefüllte Gasspeicher (Füllstande von 93% in der Europäischen Union bzw. 87% in Österreich), bei gleichzeitig geringer Nachfrage durch außergewöhnlich milde Temperaturen, zurückzuführen. Auch die neuen marktlichen Ausrichtungsmöglichkeiten durch den Beginn des neuen Gasjahres wirken preismildernd.

Die rückläufigen Preisentwicklungen im Gashandel einerseits und zudem die wiederbelebte Verfügbarkeit erneuerbarer Erzeugung aus Wasserkraft haben auch zu erheblichen Preisminderungen im Stromgroßhandel geführt. Im Oktober lagen die mittleren Spotpreise (Day-Ahead) bei 203 EUR/MWh (-59% im Vergleich zu August 2022).           

Die vorteilhafte Marktlage auf den Spotmärkten hat bereits zu Anpassungen bei zukünftigen Preiserwartungen geführt. Im Vergleich zu den Spotmärkten zwar in einem geringeren Ausmaß ausgeprägt, kam es aber auch auf den Terminmärkten zu Preisrückgängen. Im Oktober lagen Base-Kontrakte für das Folgejahr (Year-Ahead) für Gas bei 165 EUR/MWh (-23% im Vergleich zu August 2022) und für Strom bei 425 EUR/MWh (-19% im Vergleich zu August 2022).

Trotz dieser preislichen Entspannung im Großhandel für Gas und Strom bestehen weiterhin hohe Unsicherheiten und Preisrisken für die kommenden Monate – Kälteeinbrüche, eingeschränkte Gasimporte und die Gefahr erheblicher Nicht-Verfügbarkeiten von Stromerzeugungskapazitäten können das Preisgefüge in Europa erneut erschüttern.

In der folgenden Grafik werden jeweils die relevanten österreichischen Börsenpreise für Strom und Gas in aggregierter Form dargestellt [1].

Abb. 1: Großhandelspreise in Österreich; Quellen: Strom Day-Ahead Marktkopplungsauktion (EPEX Spot, EXAA, NordPool), Strom Year-Ahead Phelix-Futures (EEX), Gas Day-Ahead Spot Index CEGHEDI (CEGH VTP), Gas Year-Ahead Futures (EEX); eigene Berechnung

Abb. 1: Großhandelspreise in Österreich; Quellen: Strom Day-Ahead Marktkopplungsauktion (EPEX Spot, EXAA, NordPool), Strom Year-Ahead Phelix-Futures (EEX), Gas Day-Ahead Spot Index CEGHEDI (CEGH VTP), Gas Year-Ahead Futures (EEX); eigene Berechnung vergrößern

Weitere Informationen zu den Großhandelspreisen finden sich auch auf unserer Website unter:

https://www.e-control.at/industrie/strom/strompreis/grosshandelspreise

https://www.e-control.at/industrie/gas/gaspreis/grosshandelspreise

[1] Im Bereich der Day-Ahead-Spotmarktpreise wurden Monatsmittelwerte errechnet. Jeder dargestellte Balken entspricht dem Durchschnittspreis von Strom- oder Gaslieferungen im jeweiligen Monat. In der monatlichen Aufbereitung lassen sich die typischen Saisonmuster nachvollziehen, zur besseren zeitlichen Vergleichbarkeit wurden darüber hinaus aber auch die Jahresmittelwerte der Spotmarktpreise dargestellt (durchgezogene Linien). Anhand der gepunkteten Linien sind schließlich die mittleren Terminmarktabschlüsse im jeweiligen Monat für Lieferungen im Folgejahr (Year-Ahead) ersichtlich. Liegen diese Terminmarktpreise dauerhaft über den Spotmarktpreisen, so wird im Großhandel davon ausgegangen, dass es im nächsten Jahr zu höheren Preisen kommt.