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Versorgungslage Strom und Gas aktuell sicher 

Hohe Strompreise

Haushalte und Gewerbe waren 2022 mit hohen Preisanstiegen bei Strom und Gas konfrontiert. Grund dafür waren Preissteigerungen bei Gas im Großhandel, die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit einhergehenden Befürchtungen eines Gasengpasses ausgelöst wurden. Niedrige Gasspeicherstände zu Jahresbeginn 2022 und die Verknappung des verfügbaren Gases durch Russland, aber auch die notwendige Erreichung von Gasspeicherzielen haben eine regelrechte ‚Gaspreisrallye‘ ausgelöst, die zu hohen Gaspreisen geführt hat. Im August 2022 lagen die Spotpreise im österreichischen Großhandel für Gas bei durchschnittlich 231€ pro Megawattstunde – 432% mehr als im Vergleichsmonat 2021.

Kopplung von Strom- und Gaspreisen

Zusätzlich kam es im Vorfeld und während dieser Entwicklung durch eine Reihe an Umständen zu einer besonders nachhaltigen Kopplung von Strom- und Gaspreisen. Durch Rückgänge in der europäischen Produktion von Atomstrom und Strom durch Wasserkraft, gewann die Verstromung von Gas an Bedeutung, um die benötigte Energie zu liefern. Geplante und ungeplante Ausfälle von Teilen der französischen Produktion von Atomstrom und Einbrüche in der Stromproduktion durch Wasserkraftwerke aufgrund langanhaltender Wasserknappheit im Sommer 2022 wurden durch die Verstromung von Gas ausgeglichen. Strompreise im Großhandel wurden dadurch im Jahr 2022 nochmals gesteigert. Diese befanden sich Ende 2021 als Folge der gesteigerten globalen Nachfrage nach Strom nach dem Ende der Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie bereits auf einem hohen Niveau und stiegen dadurch noch weiter an. Den Höhepunkt erreichte diese Entwicklung im August 2022, mit einem durchschnittlichen Strompreis von 494€ pro Megawattstunde im Großhandel.

Abbildung 1: Nach einer Spitze im Sommer entspannt sich der Strom- und Gasmarkt gegen Ende des Jahres wieder (Datenbasis: Strom Single-Day-Ahead-Coupling, Gas CEGHEDI), Quelle E-Control.

Abbildung 1: Nach einer Spitze im Sommer entspannt sich der Strom- und Gasmarkt gegen Ende des Jahres wieder (Datenbasis: Strom Single-Day-Ahead-Coupling, Gas CEGHEDI), Quelle E-Control. vergrößern

Die Erreichung der Gasspeicherziele sowie die milden Wintertemperaturen in weiten Teilen Europas führen mittlerweile wieder zu einer Entspannung des Gasmarktes und damit auch zu einer Senkung der Strompreise im Großhandel. In Österreich wurden das Speicherziel von 80% des Jahresdurchschnittsverbrauchs an Gas bis zum 1. November übertroffen. Auf EU-Ebene wurde das Ziel, bis Anfang Dezember 80% des durchschnittlichen Jahresverbrauchs der EU an Gas eingehalten. Die Gaspreise bleiben jedoch weiterhin im Vergleich zur Vorkrisenzeit erhöht. Die Gasverstromung ist durch die nach wie vor erhöhten Gaspreise teurer als vor der Krise. Deswegen muss auch noch für längere Zeit mit erhöhten Strompreisen gerechnet werden.

Folgen des Wassermangels

Österreich ist über das Jahr gesehen ein Netto-Importeur von Strom. Zwischen Mai und August kann jedoch üblicherweise durch Wasser-, Wind- und Solarenergie genug Strom erzeugt werden, um den österreichischen Bedarf zu decken und zusätzlich zu exportieren. Die ungewöhnliche Wasserknappheit in Österreich ab Juli 2022 führte jedoch zu einem Rückgang der Produktion von Strom durch Laufkraftwerke. Im Frühjahr und Sommer lag so der Bedarfsdeckungsanteil durch Laufwassererzeugung 20%-30% unter dem Fünfjahresschnitt. Die Folge war, dass vermehrt und früher im Jahr bereits Strom importiert wurde. Diese Entwicklung wurde teilweise abgeschwächt durch den stetig steigenden Ausbau von Photovoltaik-Anlagen der Haushalte und Gewerbe (in Abb. 2 unter „Sonstige“ erfasst).

Abbildung 2: Stromproduktion und Verbrauch im Juli 2022 im Vergleich zum Vorjahr, Quelle E-Control.

Abbildung 2: Stromproduktion und Verbrauch im Juli 2022 im Vergleich zum Vorjahr, Quelle E-Control. vergrößern

Kein Risiko einer Unterdeckung

Trotz der großen Herausforderungen, mit denen der österreichische Energiemarkt 2022 konfrontiert war, kam es zu keinem Zeitpunkt zur Gefährdung der Strom- und Gasversorgungssicherheit. Die Stromproduktion durch Erneuerbare Energien und thermische Kraftwerke sowie die Importmöglichkeiten von Strom deckten zuverlässig den heimischen Strombedarf. Eine gewisse Risikoquelle blieb laut des Verbands der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) und des Übertragungsnetzbetreibers APG die hohe Abhängigkeit von Gaskraftwerken für die Stromerzeugung. Die Gasversorgung für diesen Winter 2022/2023 und die kommenden Monate ist jedoch ausreichend gesichert - eine unmittelbare Gefahr einer Strommangellage kann nicht erkannt werden. In Österreich wurden in den letzten fünf Wintern durchschnittlich 11,7 Terawattstunden Gas verstromt. Durch den hohen Einspeicherungsgrad von 89 Terawattstunden Gas zu Beginn des Dezembers 2022 – davon 20 TWh als strategische Reserve in öffentlicher Hand – ist keine Mangellage absehbar. Es gibt keine erhöhte Gefahr eines Blackouts beziehungsweise von länger andauernden Stromausfällen.

Gasspeicherstand, Speicherabkommen mit Deutschland und Erneuerbares-Gas-Gesetz

Der Gasspeicherstand in Österreich beträgt noch immer 64,9 TWh (Stand 7. März 2023). Somit sind die Speicher zu 67,1 Prozent befüllt. Im Vergleich zu vor einem Jahr ist das ein sehr hoher Wert. Damals gab´s einen Füllstand von rund 14,4 TWh (also 15,1 Prozent) am 7. März 2022.

Ein bilaterales Speicherabkommen zwischen Deutschland und Österreich wurde am 17. Februar 2023 im Schloss Schönbrunn von beiden Seiten unterzeichnet. Damit wurde sichergestellt, dass die westlichen Bundesländer Tirol und Vorarlberg mit Speichermengen aus dem Osten Österreichs, über Deutschland beliefert werden können.

Zudem wurde das Erneuerbares-Gas-Gesetz in Begutachtung geschickt, welches die Nutzung und den Ausbau von Biomethan, als Alternative zum russischen Erdgas, fördern soll. Stellungnahmen dazu sind bis zum 29. März 2023 möglich – Details und die Begutachtungsdokumente finden Sie hier.

Tagesaktuelle Informationen zur heimischen Gasversorgung finden Sie unter: https://www.e-control.at/ukraine-krieg-energieversorgung-in-oesterreich