Neuer Anreiz-Tarif für bessere Wettbewerbsfähigkeit der Gaskraftwerke

Die wegen Unwirtschaftlichkeit in die Schlagzeilen geratenen Gaskraftwerke sollen mit einem neuen Tarif wieder fit gemacht werden.

Viele Gaskraftwerke sind aufgrund des Marktumfelds derzeit nicht wirtschaftlich zu betreiben. Der Verbund überlegte kürzlich sogar das vor kurzem in Betrieb gegangene Gaskraftwerk Mellach in der Steiermark einzumotten. Mit einem neuen Tagesleistungspreis in der Verordnung zu den Gasnetzentgelten bietet die E-Control Kraftwerken und anderen Gasabnehmern mit einer Leistung von mehr als 400.000 kWh/h einen speziellen Anreiz, wieder vermehrt am Markt teilzunehmen. Die entsprechende Verordnung des Strom- und Gasregulators E-Control wurde gerade erlassen und tritt mit 1. Jänner 2014 in Kraft. „Durch den neuen Tarif sollen Gaskraftwerke wieder verstärkt eingesetzt werden“, erläutert E-Control-Vorstand Martin Graf, der sich dadurch positive Auswirkungen auf die Netzkosten erhofft. „Gaskraftwerke sind ein großer Abnehmer von Gas, wenn Gaskraftwerke wieder öfter im Einsatz sind, verteilen sich die Netzkosten besser auf alle Kundengruppen. Die Konsumenten werden dadurch entlastet“, verdeutlicht Graf. Ein größerer Beitrag der Kraftwerksbetreiber zu den Netzkosten sei wichtig, da vielfach gerade wegen dieser Kraftwerke die Netzinfrastruktur ausgebaut wurde.

Mehr Flexibilität beim Kraftwerkseinsatz

er neue Tarif bringe für Kraftwerke vielfältige Vorteile, erläutert Graf. „Mit dem neuen Tagesleistungspreis haben die Kraftwerksbetreiber größtmögliche Flexibilität beim Kraftwerkseinsatz und können ihre Fahrweise etwa an die Entwicklung der Strompreise an der Börse anpassen.“ Der Regulator nutzt mit dem neuen Tagesleistungspreis die durch den Gesetzgeber geschaffene Möglichkeit, einen leistungsbezogenen Entgeltanteil durch Heranziehung der täglich gemessenen höchsten stündlichen Leistung zu ermitteln. „Die Ermittlung der Verrechnungsbasis der Netzentgelte kann somit nicht mehr als Grund für den geringen Einsatz von Kraftwerken angegeben werden“, erläutert Graf, schränkt aber ein: „Das generell schlechte Marktumfeld für Gaskraftwerke kann durch den Regulator natürlich nicht beeinflusst werden.“

Gasnetzkosten steigen

Die Gasnetzgebühren steigen über alle Kundengruppen aufgrund der Verordnung der E-Control um 5,4 Prozent ab 1.1.2014 im Vergleich zum Vorjahr. Für einen typischen Haushaltskunden (15.000 Kilowattstunden Gasjahresverbrauch) steigen die Tarife im Österreichschnitt um 4,2 Prozent, für einen typischen „Großkunden“ (Jahresverbrauch 90.000.000 Kilowattstunden; 8.000 Benützungsstunden) um 7,2 Prozent. „Die Steigerung ist vorwiegend auf die geringere Gasnachfrage von großen Abnehmern wie Gaskraftwerken und dem damit verbundenen Gasmengenrückgang zurückzuführen, wodurch andere Kundengruppen mehr belastet werden“, erläutert Graf und betont, „dass der neue Tagesleistungspreis diesem Effekt gegensteuern sollte.“ Die Netzbetreiber haben zwar eine jährliche Vorgabe zur Kostensenkung von rund zwei bis fünf Prozent, die allerdings durch die Mengenrückgänge überkompensiert werden, weshalb die Netzgebühren ansteigen. Die Netzgebühren machen im Österreichschnitt rund ein Viertel der Gasrechnung eines Haushaltskunden aus; der Rest entfällt auf den Energiepreis sowie Steuern und Abgaben.

Gaslieferantenwechsel spart bis zu 260 Euro pro Jahr

Für einen Haushaltskunden in Wien steigen beispielsweise die Gasnetztarife um 3,4 Prozent, das bedeutet eine Steigerung von rund elf Euro brutto pro Jahr. „Bei einem Wechsel des Lieferanten kann aber ein Vielfaches dieser Erhöhung wieder eingespart werden“, betont Graf und rät zu einem Anbietervergleich. In Wien spart sich ein Durchschnittshaushalt mit dem Wechsel des Gaslieferanten pro Jahr derzeit 210 Euro, in Salzburg und Linz sind es sogar 260 Euro. Den günstigsten Gasanbieter finden Konsumenten in wenigen Minuten mit dem Internet-Tarifkalkulator der E-Control (www.e-control.at/tarifkalkulator) oder über die Energie-Hotline der E-Control (0810 10 25 54; 4,40 Cent pro Minute).