Europäische Gasbranche erarbeitet zukünftiges Gasmarktmodell in Wien

100 Vertreter der europäischen Gasbranche diskutieren in Wien Anpassungen des bestehenden Gasmarktmodells an die neuen Bedingungen des europäischen Gasmarktes, in dem es in den letzten Jahren große Veränderungen gegeben hat.

Heute, Dienstag, beginnt mit einer Auftaktveranstaltung ein Update-Prozess des 2011 von der Vereinigung der europäischen Regulatoren (CEER) veröffentlichten Gasmarktmodells. Rund 100 Teilnehmer aus der nationalen und internationalen Gasbranche werden bei diesem Prozess Anpassungen des bestehenden Gasmarktmodells an den veränderten europäischen Gasmarkt diskutieren. Die Anpassungen sollen dazu führen, dass Gas auch in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Rolle im europäischen Energiemix spielen wird und einen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten kann. „Die sich rasch verändernden globalen und europäischen Rahmenbedingungen erfordern eine Weiterentwicklung der Vision, die wir vom europäischen Gasmarkt der Zukunft haben. Dies ist wichtig, damit Europas Industrie konkurrenzfähig bleibt und unsere Kunden niedrigere Gaspreise zahlen“ erläutert DI Walter Boltz, Vorstand der Energie-Control Austria und stellvertretender Vorsitzender des Regulierungsrates der EU-Energieregulierungsagentur ACER .

Nachdem bei der Auftaktveranstaltung der Status der europäischen Gaswirtschaft anhand von kürzlich veröffentlichten Gasmarkt-Studien festgehalten wurde, ist es das Ziel, jene Themenbereiche zu identifizieren, die eine Weiterentwicklung des Gasmodells notwendig machen. Walter Boltz sieht Möglichkeiten der Anpassung in einer Belebung des Wettbewerbs im Großhandelsbereich, in einer stärkeren Angleichung der Regeln zwischen Strom- und Gasmarkt und einer Erhöhung des Wettbewerbs im Retailbereich: „Eine Stärkung des Wettbewerbs im Großhandelsbereich kann beispielsweise durch die Schaffung von größeren Marktgebieten, in denen ein liquider Markt entstehen kann, erfolgen“, so Walter Boltz.

In einem nächsten Schritt im Update-Prozess wird die Agentur für die Zusammenarbeit der europäischen Regulierungsbehörden (ACER) das Gasmarktmodell in enger Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern weiterentwickeln. Dazu werden Experten aus der Gasbranche im Rahmen von Workshops und Round Table-Diskussionen erforderliche Maßnahmen zur Anpassung des Gasmarktmodells erarbeiten.

Notwendig werden die Anpassungen durch tiefgreifende Veränderungen des europäischen Gasmarktes seit 2011. Dazu zählen immer stärkere Wechselbeziehungen zwischen dem Strom- und dem Gasmarkt und damit verbunden die Notwendigkeit Gas immer flexibler einzusetzen sowie die Abnahme der Bedeutung der Ölpreisbindung in langfristigen Lieferverträgen. Zudem gibt es einen steigenden Unterschied der Gas-Preise in der EU im Vergleich zu den USA, bei dem der Großhandelspreis in der EU derzeit rund dreimal so hoch ist wie der in den USA.