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Wie geht es mit den Strom- und Gaspreisen weiter?

Seit Herbst 2022 haben sich sowohl Strom- als auch Gaspreise an den Großhandelsmärkten langsam, aber kontinuierlich nach unten bewegt. Dies hängt einerseits mit den europäisch implementierten Maßnahmen (etwa zur Speicherbefüllung und Gasquellendiversifizierung) zusammen, aber auch mit einem relativ milden Winter und einer gedämpften weltwirtschaftlichen Entwicklung.

Die etwas ruhigeren Großhandelsmärkte zeigen jedoch einen differenzierten Ausblick auf die Preise. Der Gaspreis für zukünftige Lieferungen zeigt noch bis Ende 2024 ein Niveau von 50-60 €/MWh. Danach sollten u.a. zusätzliche Flüssiggasprojekte weltweit zu einem höheren Angebot und damit weiter sinkenden Preisen führen. Strom für den Winter 2023/24 kostet am Großhandel derzeit zwischen 140 und 180 €/MWh mit leicht sinkender Tendenz in den folgenden Jahren. Unsicherheit besteht hier vor allem in Hinblick auf die Erzeugung aus Atomkraftwerken in Europa. Um auch langfristig ein niedrigeres Preisniveau zu bekommen, wird das Erreichen der Erneuerbaren-Ausbau-Ziele ein zentrales Element sein. 

Da Energieunternehmen ihre Mengen üblicherweise ein bis zwei Jahre im Voraus einkaufen, kommt die Preisreduktion auf den Großhandelsmärkten nun langsam bei den Endkund:innen an. Während es im Jänner 2023 somit noch zu Preiserhöhungen für Haushalte kam, haben inzwischen einige größere Unternehmen für das 2. Quartal erwartungsgemäß angekündigt, die Preise nicht mehr weiter zu erhöhen oder sogar wieder leicht zu senken. Wir gehen davon aus, dass hier noch viele weitere Unternehmen ihre Preise nach unten anpassen werden. Die Preis- und Kostensituation haben wir uns dazu im Detail angeschaut.

Preisentwicklung  – eine detailliertere Analyse

Die enormen Preissteigerungen am Stromgroßhandelsmarkt hatten auch Auswirkungen für die Beschaffungskosten der Stromlieferanten.

Die folgende Grafik zeigt auf Quartalsbasis unterschiedliche exemplarische Einkaufsstrategien von Stromlieferanten und was diese für die Kosten der Unternehmen bedeuten. Nicht enthalten sind Margen, Ausgleichsenergiekosten und sonstige anfallende Kosten (Rechnungslegung, Kundenbetreuung, etc.).

Erkennbar ist, dass erst im ersten Quartal 2023 die Kostenspitze erreicht worden ist, während die Großhandelspreise selbst die Spitze bereits im dritten Quartal 2022 erreicht haben. Damals kostete Strom am Markt kurzfristig teilweise über 1.000 €/MWh.

Weiters ist zu sehen, dass 2022 die langfristigen Einkaufsstrategien die günstigsten waren, während sich dies gegen Ende 2023/Anfang 2024 ändern sollte. In den künftigen Quartalen enthalten sind jene Preise am Großhandelsmarkt, die bei einer Beschaffung bereits schlagend geworden sind. Das heißt, am hinteren Ende der Kurve ändern sich die zu erwartenden Kosten noch, da noch weiter zu beschaffen ist. Gemäß aktueller Preise dürften dann Bestandstarife und Neukundentarife wieder in ähnlicher Größenordnung liegen. Die Kosten, die derzeit für die Belieferung von Neukunden anfallen, liegen etwas unter 20 Cent/kWh. Beide Berechnungen werden im Wesentlichen durch den Markt bestätigt, die günstigeren Bestandstarife und Neukundentarife liegen in der angegebenen Größenordnung. Allerdings gibt es auch Anbieter, die weit darüber liegen.

Grafik 1: Bandbreite unterschiedlicher Beschaffungsstrategien für Bestandskunden: Quelle: E-Control

Grafik 1: Bandbreite unterschiedlicher Beschaffungsstrategien für Bestandskunden: Quelle: E-Control vergrößern

Grafik 2: Neukundentarife; Quelle: E-Control

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