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Strom Aktuell: Entwicklung nach der Preiszonentrennung Deutschland-Österreich

Mit 1. Oktober 2018 wurde die seit 15 Jahren bestehende, gemeinsame Strompreiszone für Deutschland und Österreich getrennt. Im Vorfeld hatten Händler aber auch wir, die E-Control, versucht abzuschätzen, in welcher Höhe die zu erwartende Preisdifferenz in Zukunft liegen werde. Die Bandbreite der Ergebnisse lag, je nach angenommener Übertragungskapazität, dabei grob zwischen 2€ und 6 €/MWh. Dass unter anderem aufgrund der weiterhin noch immer geringen Erfahrungsbreite auch die Marktteilnehmer hohe Einschätzungsfehler machen, zeigt ein Vergleich der tatsächlichen Spotpreisdifferenzen und der Preisdifferenzen bei Futures beziehungsweise den finanziellen Übertragungsrechten (FTRs).

 

Abb. 1: Monatlicher Spread-Vergleich (EUR/MWh)

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Wie man sieht, hat die Preisabsicherung im Oktober, Dezember und Jänner Kosten senkend gewirkt, im November und vor allem im warmen Februar Kosten steigernd. Die Liquidität der Absicherungsprodukte ist leider bis auf ganz wenige, wie FTRs und Month/Ahead, weiterhin sehr gering. Letzteres besteht vor allem aus Handelsregistrierungen, also zumeist außerbörslichen Kontrakten, die durch Novation in ein Börsegeschäft umgewandelt werden. Frühere Strategien rollierender langfristiger Absicherung sind derzeit nur für das deutsche Preisniveau möglich. Die Absicherung des Basisrisikos zwischen Deutschland und Österreich ist auf nur wenige Zeitscheiben beschränkt. Die Spotpreisdifferenzen werden längerfristig jedenfalls die Differenzen bei den Absicherungs- beziehungsweise den Terminprodukten bestimmen.

Ausnutzung der Transportmöglichkeiten

Aufgrund der Tatsache, dass die grenzüberschreitenden Lieferungen nicht über eine statische Definition der Übertragungskapazitäten beschränkt sind, sondern durch einen täglich ablaufenden Optimierungsalgorithmus, ist im Vorhinein niemals sicher, welche Transportmöglichkeiten wirklich ausgenutzt werden. Technisch sind die vereinbarten 4,9 GW möglich. Die gebotenen Preise bestimmen aber, ob die Exportmengen nach Österreich oder in ein anderes Land verkauft werden. Die folgende Grafik zeigt, dass Händler bisher einen relativ hohen Anteil der deutschen Exporte nach Österreich verbraucht haben. Dabei ist aber natürlich mit zu bedenken, dass auch ein Teil weiter in andere Länder Süd-Osteuropas oder die Schweiz fließen kann. Dieser große Anteil Österreichs war vor allem im Oktober zu beobachten. Zuletzt im Jänner und Februar ist vermehrt Strom nach Frankreich geflossen.

Abb. 2: Mittlere Nettopositionen (in MW)

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Seit Beginn der Preiszonentrennung gibt es vermehrt Anfragen von großen Endabnehmern (Gewerbe- und Industriekunden), welche Mehrkosten der Trennung weiter verrechnen können. Hier dürften die vereinbarten Lieferbedingungen oftmals nicht genau genug spezifizieren, wie das Preisrisiko auf Händler und Kunden aufgeteilt wird. Beide Vertragsparteien sind offenbar in den berichteten Fällen im Wesentlichen davon ausgegangen, dass die jeweils andere Seite das Risiko trägt.

Eine Preiserhebung für das 2. Halbjahr 2018 läuft gerade. Diese liefert eine erste Indikation, wie schnell sich die Mehrkosten bei den unterschiedlichen Kundengruppen auf der Rechnung wiedergefunden haben. Natürlich ist aber zu bedenken, dass ein großer Teil der Preisänderung eher auf das generelle Ansteigen der Großhandelspreise auch in Deutschland zurück zu führen sein wird. Eine erste Abschätzung der Preisänderungen ergibt, dass die Kunden aus Gewerbe und Industrie im Erhebungszeitraum etwa ein Drittel mehr für Strom zu zahlen hatten als noch ein Jahr zuvor. Netzkosten und Steuern haben diese Steigerungen zwar etwas abgefedert, je nach Netzebene bleibt aber durchwegs eine relativ hohe Kostensteigerung übrig.