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COVID-Effekte bei Großhandelspreisen und Netzlast

Der österreichische Strommarkt war im Jahr 2020 vor allem auch durch die sozialen und wirtschaftlichen Einschränkungen im Rahmen der COVID-Pandemie beeinträchtigt. Laut unserer aktuellen Betriebsstatistik sank die Inlandsstromnachfrage entgegen dem langjährigen Trend im Vergleich zum Jahr 2019 um 3,4%. Im Großhandel etablierten sich im Jahresvergleich einerseits eine erhöhte Preisvolatilität und andererseits ein Strompreisniveau von 33 EUR/MWh auf Basis der Ergebnisse der Day-Ahead-Marktkopplungsauktion (-17% im Vergleich zum Vorjahr). Derartige Jahresvergleiche sind jedoch nicht geeignet, um Aussagen über das Ausmaß von COVID-Effekten zu treffen, da im Jahresverlauf unterschiedlichste Faktoren auf die Marktentwicklung Einfluss hatten – manche dieser Faktoren wurden von den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung direkt beeinflusst (Stromnachfrage von Industrie, Gewerbe und Haushalten), andere jedoch nicht (erneuerbare Erzeugung, Temperaturentwicklung).

Quelle: E-Control.

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Um dieser Problematik Rechnung zu tragen, versuchten wir anhand statistischer Modelle, diese unterschiedlichen Faktoren voneinander zu trennen. Nach interner Berechnung wurde so ein signifikant negativer Base-Preiseffekt von durchschnittlich 9 EUR/MWh zwischen Inkrafttreten des ersten COVID-Maßnahmengesetzes (Mitte März) und der im Mai umgesetzten Lockerungsmaßnahmen geschätzt. In diesem Zeitraum kam es zudem zu einer starken Häufung an Stunden mit negativen Strompreisen (vor allem an Wochenenden und Feiertagen). Demgegenüber waren die Preiseffekte im zweiten und dritten Lockdown (November bzw. Dezember) deutlich schwächer bzw. als insignifikant einzustufen. Dies lag einerseits an den insgesamt schwächer ausgeprägten Maßnahmen aber auch an der saisonal bedingt höheren Residualnachfrage in den Wintermonaten. Weiters dürfte die europaweit nicht mehr synchrone Lockdown-Situation effektmindernd gewirkt haben (allen voran Deutschland hatte im gleichen Zeitraum keinen harten Lockdown angeordnet). 

Eine ähnliche Herangehensweise wurde auch zur Ermittlung der COVID-Effekte auf die Stromnachfrage gewählt. Die Ergebnisse zeigen, dass ab März signifikante COVID-Nachfrageffekte auftraten. Im April erreichten diese eine Ausprägung von annähernd -12% im Vergleich zur erwarteten Ist-Last auf Basis der geschätzten Saison- und Temperaturfaktoren. Durch die Lockerungsmaßnahmen reduzierten sich diese Effekte stetig bis sie zwischen Juli und Oktober kaum noch identifizierbar waren. Durch die Wiederverschärfung der Maßnahmen und die neuerlichen Lockdown-Phasen im November und Dezember traten auch wieder stärkere Nachfrageeffekte auf, jedoch wiederum nicht im gleichen Ausmaß wie im Frühjahr. Insgesamt ermittelte das Modell für das Jahr 2020 einen kumulierten COVID-Nachfrageeffekt von -4,6% auf Basis der mittleren Ist-Last in der Regelzone APG.

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