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E-Control: Bewegte fünf Jahre am Strom- und Gasmarkt in Österreich

Mehr Anbieter, mehr Produkte, hohe Wechselraten – Online-Tools der E-Control ausgebaut und weiterentwickelt – Versorgungssicherheit bei Strom und Gas als Basis – Planungsssicherheit durch Strom- und Gastarife – Wirtschaftlich und organisatorisch erfolgreich unterwegs.

Wien (15. März 2021) – Am 25. März 2016 hat das derzeitige Vorstandsduo der E-Control, Andreas Eigenbauer und Wolfgang Urbantschitsch, seinen Dienst angetreten. „Fünf Jahre sind seither vergangen und es ist Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Vieles hat sich getan in diesen Jahren, sowohl was die Entwicklung auf den Strom- und Gasmärkten betrifft, aber natürlich vor allem im Hinblick auf die Tätigkeiten der E-Control.“, lautet das zusammengefasste Resümee von Wolfgang Urbantschitsch. 

Zahlreiche neue Anbieter beleben den Markt

„In den letzten fünf Jahren sind für Haushalte viele neue Anbieter sowohl für Strom als auch für Gas hinzugekommen. So haben seit 2016 insgesamt 18 Stromlieferanten und 17 neue Gasanbieter den Wettbewerb am Haushaltskundenmarkt weiter belebt. Diese neuen Anbieter für Gas stammten dabei nahezu zur Hälfte, genau gesagt acht Anbieter, und für Strom zu einem Drittel, also sechs Anbieter, aus Österreich. Aus dem Ausland waren es vor allem deutsche Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit auf den österreichischen Markt ausdehnten, und zwar acht für Gas und neun für Strom. Vier weitere Anbieter kamen aus der Schweiz, Ungarn, Estland und Irland.“, erläutert Wolfgang Urbantschitsch die Bewegung am heimischen Energiemarkt.

Die neuen Lieferanten konnten am Markt durchwegs erfolgreich Fuß fassen. Parallel dazu betätigten sich am Gas- und Strommarkt auch immer mehr langansässige, österreichische Lieferanten außerhalb ihres angestammten Netzgebietes und belebten so den Wettbewerb weiter. Inzwischen bieten über 155 Lieferanten Strom für Haushalte an, davon knapp 60 österreichweit. Von den rund 50 Gasversorgern für Haushalte sind knapp 30 österreichweit mit ihren Produkten vertreten.

Wechselraten waren auf Höchststand

Die Wechselraten für Haushalte erreichten für Strom und Gas in den letzten fünf Jahren den Höchststand in der „Liberalisierungsgeschichte“. 2018 wurde für Gas mit 6,3% und im Jahr 2017 mit 4,3 % für Strom der Rekordwert erreicht. Oberösterreich ist dabei seit vielen Jahren meistens das Bundesland mit den höchsten Wechselzahlen. 

Tarifkalkulator rundum erneuert

„Die E-Control erfüllt mit dem Tarifkalkulator ihren gesetzlichen Auftrag, Energiepreisvergleiche für Haushalts- und Kleingewerbekunden zu ermöglichen und das einzige Tool in Österreich, das vollständig und objektiv alle Tarife beinhaltet und anzeigt.“, so Urbantschitsch. Nachdem der Tarifkalkulator bereits im Jahr 2001 ins Leben gerufen wurde, war es im Jahr 2017 Zeit, diesen vollständig zu erneuern, um den wachsenden Bedürfnissen und Anforderungen des Marktes nachzukommen. So wurde beispielsweise die Möglichkeit geschaffen, zeitvariable Tarife und PV-Produkte abzubilden. Außerdem können seither Smart Meter-Lastprofile hochgeladen werden, um Produkte anzuzeigen, in denen das dynamische Verbrauchsverhalten miteinbezogen wird. 

Große Auswahl und Übersicht

Der Tarifkalkulator enthält mittlerweile 4.000 Produkte von über 200 Stromlieferanten und Gasversorgern. „Wurden im Jahr 2016 für einen durchschnittlichen Haushalt bei einer Abfrage für Wien noch 89 Angebote angezeigt, so sind es heuer bereits 147 Angebote für Strom, für Gas hat sich die Produktanzahl beinahe verdreifacht (von 51 auf 135). Erkennbar ist die verstärkte Vermarktung von Produkten mit indexgebundenen Preisänderungen, den sogenannten Floatern. Mittlerweile finden sich im Tarifkalkulator fast 90 derartige Produkte.“, erläutert Urbantschitsch. 

Trennung der Strompreiszone war einschneidendes Ereignis

Mit Oktober 2018 wurde die gemeinsame Gebotszone von Deutschland, Luxemburg und Österreich in zwei Teile getrennt. Seither kaufen und verkaufen Unternehmen mit Lieferung in Österreich Strom getrennt von jenen der beiden anderen Länder. Die Verbindungskapazität wurde mit 4,9 GW vereinbart. Durch die Trennung stehen käuferseitig heimische Nachfrager im Wettbewerb mit anderen europäischen Importeuren. Steigt dort die Zahlbereitschaft, hat dies Auswirkungen auch auf den heimischen Preis.

„Zu Beginn, verursacht vor allem durch besondere Umstände in Belgien, ergab sich ein großer Preisunterschied zwischen Österreich und dem günstigeren Deutschland. Die Jahresfutures lagen relativ schnell um 4,5 €/MWh auseinander, die Tagespreise sogar um etwa 8,6 €/MWh. Ein Jahr später lag der Preisunterschied schon bei 2 €/MWh und hat sich auch bei den Jahresfutures auf diesem Niveau stabilisiert.“, erläutert Urbantschitsch diese Entwicklung.

Markteintrittsstelle hilft neuen Unternehmen

Seit 2015 gibt es bei der E-Control bereits die Markteintrittsstelle, die Unternehmen dabei unterstützt, wenn sich diese für den heimischen Strom- und Gasmarkt interessieren. „Seither konnte zahlreichen Unternehmen dabei geholfen werden, in Österreich aktiv zu werden. Interessenten sind dabei nicht nur Endkundenlieferanten und Händler, sondern auch Anbieter von oft neuartigen Dienstleistungen.“, berichtet Urbantschitsch von einem Service der E-Control, das seit der Gründung im Jahr 2015 von mittlerweile knapp 200 Unternehmen in Anspruch genommen wurde. 

Konsumentenservices ausgebaut

Seit dem Jahr 2001 betreibt die E-Control eine Energie-Hotline, um so auch für all jene Konsumentinnen und Konsumenten als Anlaufstelle zu fungieren, die über keinen Internetanschluss verfügen oder sich lieber persönlich beraten lassen möchten. „Auch während der Lockdown-Phasen im Jahr 2020 war es uns sehr wichtig, durchgehend für die Konsumentinnen und Konsumenten zur Verfügung zu stehen, sei es mit unserer Schlichtungsstelle, der Hotline oder einfach per Mail. Im Schnitt helfen diese beiden Serviceeinrichtungen der E-Control rund 10.000 Konsumentinnen und Konsumenten im Jahr. Und wir haben das Angebot auch noch ausgebaut: seit einigen Monaten ist die E-Control auch über WhatsApp erreichbar.“, so Urbantschitsch. 

Ladestellenverzeichnis – Österreich ist Vorreiter

2019 wurde ein Ladestellenverzeichnis implementiert und somit ein weiterer Schritt zur Akzeptanz der E-Mobilität in Österreich gesetzt. „Mit diesem Ladestellenverzeichnis, das auf www.ladestellen.at öffentlich zugänglich ist, verfügt Österreich damit nun als eines der ersten Länder in der EU über ein flächendeckendes, nationales Ladepunktregister.“, freut sich Urbantschitsch. Und die Zahlen der registrierten Betreiber steigt auch kontinuierlich an. Mit Stand 11. März waren 113 Betreiber registriert, die in Summe rund 3.600 Ladestellen mit knapp 8.000 Ladepunkten gemeldet hatten. Bisher wurden auf dem Ladestellenverzeichnis 35.000 Besuche registriert.

Jährlicher Bericht zur Versorgungssicherheit

Die E-Control monitort seit vielen Jahren den Status der Versorgungssicherheit bei elektrischer Energie und erstellt dazu einen jährlichen Bericht, so auch in den vergangenen Jahren. Die nationale Stromversorgung ist eingebettet in die Stromversorgung der Nachbarländer sowie in die gesamteuropäische Stromversorgung. „In jeder Versorgungsperiode findet ein intensiver Austausch der erzeugten Strommengen über grenzüberschreitende Importe und Exporte statt. Dadurch können die Versorgungsstrukturen technisch und wirtschaftlich optimiert werden.“, erläutert Eigenbauer die Basis. Der Monitoringbericht zur Versorgungssicherheit der E-Control stellt dar, wie gesichert die Stromversorgung in Österreich ist. Im Bericht wird sowohl die innerösterreichische Aufbringung hinsichtlich Lastspitze als auch die gesamtenergetische Abdeckung des Stromverbrauchs über einen definierten Zweitraum bewertet. 

Neue Tarifstruktur

Der europäische Energiemarkt heute ist viel vernetzter, transparenter und diversifizierter als noch vor einigen Jahren. Einst klar verteilte Rollen zwischen Erzeugern und Endverbrauchern haben sich immer mehr verschoben und an die Stelle von ehemals passiven Konsumentinnen und Konsumenten sind vermehrt aktive Prosumerinnen und Prosumer getreten. „Das hat Änderungen mit sich gebracht, die sich auch in der künftigen Struktur der Netztarife wiederfinden müssen. Die E-Control hat diese Entwicklungen bereits vor Jahren erkannt und beschäftigt sich seit Langem – Stichwort Tarife 2.1 – mit der Umgestaltung der Netzentgeltstruktur für den Strombereich. Wir gehen davon aus, dass es hier in absehbarer Zeit zu einer entsprechenden Umsetzung kommen kann.“, ist Eigenbauer überzeugt.

Anreizregulierung Strom und Gas Verteilernetzbetreiber

Mit 1. Jänner 2018 und 2019 konnten neue Regulierungsperioden für die Strom- und Gasverteilernetzbetreiber erfolgreich gestartet werden. „Die Idee hinter der Regulierung ist es, die regulierten Netzbetreiber zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung zu bewegen, wovon die Netzkundinnen und -kunden auch langfristig profitieren. Gleichzeitig ist es wichtig, den betroffenen Netzbetreibern Planungssicherheit für notwendige Investitionen und stabile Rahmenbedingungen zu bieten. Und eine Balance zu finden zwischen Wirtschaftlichkeit des Systems und Leistbarkeit für die Endkundinnen und -kunden ist der E-Control in den vergangenen fünf Jahren gut gelungen.“, zeigt sich Eigenbauer überzeugt. 

Erfolgreiche internationale Aktivitäten

Die Tätigkeit der Regulierungsbehörden in Europa war in den letzten 20 Jahren davon geprägt, fairen und freien Netzzugang in Europa zu schaffen, die Märkte in Europa zu entwickeln und miteinander zu verbinden, um so Europa als Wirtschaftsstandort zu stärken und die Kaufkraft der europäischen Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. 
„Die E-Control leistet bereits seit ihrer Gründung ihren Beitrag zur Schaffung des europäischen Energiebinnenmarktes, zur Entwicklung von Regionalmärkten und zur Beseitigung von Hemmnissen für den grenzüberschreitenden Handel. Dafür ist eine aktive Einbringung der Regulierungsbehörde auf europäischer Ebene unerlässlich. Dem entsprechen zahlreiche Aktivitäten der E-Control in den europäischen Gremien.“, so Eigenbauer. Zusätzlich ist die E-Control an bilateralen Kooperationsprojekten beteiligt. In den vergangenen fünf Jahren wurden zudem verschiedene Twinning-Projekte erfolgreich abgeschlossen.“

Auch organisatorisch viel auf Schiene gebracht

„Auch innerhalb der E-Control hat sich in den vergangenen fünf Jahren viel getan. So wurde – ausgehend von Empfehlungen eines Rechnungshofberichtes, die entsprechend umgesetzt wurden – in der E-Control ein Risikomanagementsystem implementiert, um sowohl bestehende Risiken als auch neue Risiken im Rahmen der Erfüllung der übertragenen Tätigkeiten erkennen zu können, sowie ein Internes Kontrollsystem entwickelt und umgesetzt.“, erläutert Eigenbauer neue interne Bestimmungen. Zudem wurde in der Regulierungsbehörde im Jahr 2019 erstmals ein nach ISO 27001 zertifiziertes Informationssicherheitsmanagementsystem eingeführt. „In Summe hat die E-Control in den vergangenen fünf Jahren also eine hervorragende Arbeit geleistet und ich wünsche dem neuen Vorstandsteam und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg und alles Gute.“, so Eigenbauer abschließend.

Der aktuelle Tätigkeitsbericht ist auf der Homepage der E-Control zu finden unter:
https://www.e-control.at/publikationen/e-control-taetigkeitsberichte
 

Dr. Wolfgang Urbantschitsch, LL.M., Vorstand E-Control

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DI Andreas Eigenbauer, Vorstand E-Control

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